Im Herbst 2013 hat man den Artikel von Diana Kerzbeck veröffentlicht. Welche Strategien gibt es, um mit Belastungssituationen umzugehen?

 

Strategien zur Bewältigung von Belastungssituationen, aus Sicht einer Traumatherapeutin

Liebe LeserInnen,
diese Strategien sind genauso vielfältig und individuell, wie Sie es sind! Jedes Trauma wirkt sich anders auf die Betroffenen aus. Ein Trauma ist ein psychischer Schock, ausgelöst durch ein verheerendes Ereignis, welches nahezu jeden Menschen traumatisieren könnte. Es gibt akute Traumatas, das sind „einmalige“ Situationen, z.B. eine Naturkatastrophe, ein Unfall, Amoklauf u.s.w. Und es gibt die komplexen Traumatas, wobei es sich meistens um langjährige oder mehrmalige Taten von Gewalt und Missbrauch handelt. Nicht automatisch jeder Mensch wird traumatisiert, das kommt auf die psychische Verfassung und Stabilität eines jeden an. Es könnte aber jeden treffen, ein Trauma macht vor keiner gesellschaftlichen Schicht Halt. Den Manager, der sich für belastbar hält, kann genauso traumatisiert werden, wie der arbeitslose, der denkt, dass ihm jetzt nichts mehr passieren kann. Besonders schlimm ist es natürlich, wenn Kinder betroffen sind und jahrelang sexuell missbraucht wurden. Oft haben sie später zusätzlich eine Persönlichkeitsstörung und eine Reihe von Folgestörungen. Viele Traumatisierte sind nicht mehr arbeitsfähig und ziehen sich sozial sehr zurück. Sie haben Schuldgefühle, Schamgefühle, fühlen sich unsicher, sind ständig „auf der Flucht“ und werden von ihren ängstlichen Gedanken beherrscht. Depressionen - und nicht selten der Suizid, sind häufig die Folge von komplexen Traumatas.

Die gute Nachricht ist: Mit der „richtigen“ Traumatherapie und dem richtigen Therapeuten könnten die einfachen und auch komplexen Traumatas aufgelöst werden. Das heißt nicht, dass die schrecklichen Erlebnisse vergessen werden, sondern die Erlebnisse gehören zur Vergangenheit dazu, aber belasten nicht mehr, wenn die Betroffenen sich erinnern. Die Erlebnisse verlieren den Schrecken. Die Bilder im Kopf lösen keine negativen Gefühle oder Körperreaktionen, wie z.B. Panikattacken hervor.

Wir bieten einen ganzen Koffer voller Strategien an, die regelmäßig geübt werden sollten, damit sie auch funktionieren. Denn diese Strategien werden in Panik- oder Angstsituationen helfen, welche die Betroffenen im Alltag plötzlich und überfallartig erleben können. Sie empfinden und erleben die Katastrophe quasi genauso stark wie damals. Wir reden bei solchen wiederkehrenden Erlebnissen von „Flashbacks“. Es ist wichtig, dass die Betroffenen lernen, die Methoden sofort abzurufen und nicht erst lange überlegen müssen: „Wie ging die Übung nochmal?“ Durch das regelmäßige Üben, sind sie sofort abrufbar und funktionieren ganz wunderbar. Der Stresspegel sinkt und der Betroffene hat gelernt, sich selbst zu beruhigen.

Ein wesentlicher Bestandteil der Therapie ist schlicht die Aufklärung. Warum reagiert der Körper so? Ist das normal ein Flashback zu erleben, ohne dass man an das Ereignis gedacht hat? Warum erlebt man eine Panikattacke, wenn man doch gerade ganz normal beim einkaufen war? Wie sind die Zusammenhänge? Der Körper reagiert doch auf die Gedanken in der Gegenwart, also wie funktioniert dieser Auslösermechanismus? Werde ich jetzt verrückt?
Die Betroffenen erfahren, dass es in ihrem Fall ganz normal ist so zu reagieren und wieso das so ist. Viele denken, dass sie „spinnen“ weil sie irgendwie auffällig reagieren könnten (z.B. erklärt eine Betroffene: „Das schlimmste für mich wäre in der Öffentlichkeit dann einfach umzukippen und ohnmächtig zu werden. Außerdem will ich nicht auffallen, ich würde mich schämen“). Die Traumatisierten machen sich Gedanken darüber, was Andere über sie denken und reagieren häufig mit Vermeidung von allem, was sie an die Geschehnisse erinnert. Dieses Verhalten verstärkt leider die Angst. Die Betroffenen vermeiden soziale Kontakte und ziehen sich mehr und mehr zurück. Nicht selten haben die Betroffenen eine Agoraphobie als Folgestörung eines Traumas entwickelt und lernen bei uns in der Therapie das Vermeiden zu vermeiden. Grundsätzlich lernen die Betroffenen sich schnell zu entspannen und die Lage ganz realistisch einzuschätzen. Gibt es eine reale Gefahr, oder nicht?. Die Angst an sich, ist für unseren Körper ja nützlich. Die Stresshormone sorgen dafür, dass wir schnell weglaufen können. Wir brauchen aber keine Stresshormone, wenn die Gefahr nur im Kopf stattfindet. Langfristig haben diese Stresshormone sehr negative Auswirkungen auf unseren Organismus.
Aufklärung, Übungen und Strategien helfen den traumatisierten Patienten sich zu stabilisieren, damit sie überhaupt therapiefähig sind. Ein kleiner Schritt nach dem Anderen. Zusammen mit dem Traumatisierten erobern wir langsam seine Persönlichkeit und seine Lebensfreude wieder zurück. Dafür müssen wir noch herausfinden, welche Methoden zur Stressbewältigung für die Patienten die geeigneten sind, das ist sehr individuell.

Wir üben gemeinsam die Kontrolle über die Gedanken und Gefühle zu erlangen, um schnell wieder in die Gegenwart, ins Hier und Jetzt zu kommen. Wenn der Stress da ist, wurde er wahrscheinlich ganz unbewusst durch einen „Trigger“ oder anders „Auslöser“ ausgelöst. Der Körper reagiert unbewusst und automatisch. Es macht also Sinn sich diese Trigger bewusst zu machen. Gab es ein bestimmtes Geräusch, ein Geruch, ein Blick, ein Bild? Der Stress ist schon da, was tun? Der erste Tipp: Tief ein- und ausatmen. Wenn ein Trigger ein Gefühl ausgelöst hat, sind die Traumatisierten schon dabei flach zu atmen und haben häufig das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Machen Sie sich aber nun bewusst“ irgendetwas hat mich getriggert“ und beginnen sofort damit tiefer zu atmen, ist die erste Hürde bereits geschafft. Anschließend sofort eine erlernte Strategie anknüpfen und die Gedanken, der Körper und die Gefühle werden im Nu normalisiert.

Eine Übung, um sich in die Gegenwart zu holen ist die 5-4-3-2-1-Übung:
5 Dinge, die ich sehe, höre, fühle, rieche, schmecke (bei riechen und schmecken kommt man oft nicht auf 5). Man sagt zu sich selbst (laut oder in Gedanken):
5x Ich sehe...   Ich sehe..        Ich sehe…        Ich sehe…        Ich sehe…
5x Ich höre…   Ich höre…         Ich höre…         Ich höre…         Ich höre…
5x Ich fühle (ich rate immer den Boden unter den Füßen einzubauen) Ich fühle…  Ich fühle….
5x Ich rieche..
5x Ich schmecke…
Den ganzen Bock dann wiederholen mit 4x
4x Ich sehe…    Ich sehe…        Ich sehe…        Ich sehe…
4x Ich höre..      Ich höre
4x Ich fühle..
Den ganzen Block dann nur noch 3x, dann 2x dann nur noch einmal.

Und der Betroffene macht die Erfahrung wieder im Hier und Jetzt zu sein. Das ist das Ziel der Übung.

Eine Andere Methode ist sich in dem Augenblick, in dem man spürt: Es geht los….sich ein großes, rotes Stop-Schild vor seinem inneren Auge vorzustellen. Am Besten so, dass es ein wenig komisch aussieht. Ich sage dann zu meinen Klienten: „Und jetzt schreiben Sie die Buchstaben in dem roten Schild so: S_O_T_P.“ Ja, das ist ein wenig ungewöhnlich, vielleicht ein wenig lustig? Es hilft jedenfalls einigen Betroffenen aus ihrem Gedankenstrom auszusteigen und in die Gegenwart zu holen. Denn es ist ja gerade nichts. Der Körper reagiert nur auf einen Auslöser.
Ich frage die Klienten auch nach Situationen, die sie total witzig oder lustig finden und basteln dann mit ihnen gemeinsam ihre persönliche, kleine Szene, die sie sich dann automatisch hervorholen, wenn es brenzlig wird.

Wir suchen in der Therapiesitzung nach Orten und Situationen, in denen sich die Betroffenen so richtig rundum wohl und sicher gefühlt haben. Orte der Ruhe und der Kraft, die mit wundervollen Erinnerungen verknüpft sind. Eine ganz persönliche Oase, wo frische, zauberhafte Energien getankt werden können, einen Ort, an dem sich selbstbewusst, sicher und geliebt fühlt, so wie man ist. Wunderbare Farben, Lichtspiele, Natur… Existieren diese Orte nicht in der Realität, dann werden sie eben kreiert. Wir suchen also nach „Ressourcen“. Jedes Sinnesorgan wird dann mit dem Wohlgefühl „geankert“ und irgendwo am Körper gespeichert. Die Betroffenen nutzen diese Ressource, um diese wunderbaren Gefühle jederzeit auszulösen, auch in Stress-Situationen. Wenn diese Ressourcen nicht stark genug sind, kann man mehrere aufeinander stapeln. Diese Methode stammt aus dem NLP (neurolinguistisches Programmieren), nennt sich „ankern und Anker stapeln“.
Erst wenn die Traumatisierten stabil genug sind, beginnt die Konfrontation mit den Ereignissen und den dazugehörigen Methoden, wie z.B. dem wissenschaftlich anerkannten E.M.D.R (eye movement desensitization reprocessing). Die negativen Gefühle werden von den schrecklichen Bildern entkoppelt und senken so die Belastung! Das ist dann der Moment, in dem der Traumapatient die Erfahrung machen kann, sich wieder frei zu fühlen. Frei von einem Ballast, den er vielleicht schon Jahre mit sich rumgetragen hat. Vielleicht auch, weil bei komplexen Traumatas nicht jede Therapieform die Richtige ist. Und auch den richtigen Therapeuten zu finden ist oft eine Herausforderung für die Betroffenen. Die Beziehung von Traumapatient und Therapeut gehört zu den wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Therapie. Die Traumatisierten benötigen unbedingt das Gefühl jemanden an seiner Seite zu haben, der ihn versteht. Mein Mann und ich haben daher begonnen ein Netzwerk aufzubauen, um die katastrophale Situation der Versorgung von Traumatisierten zu verbessern. Weitere Infos unter www.trauma-institut-buende.de. Ich wünsche allen Menschen und besonders den Kindern, ein wundervolles „traumafreies“ Leben. Und den Mut zu haben sich Hilfe zu holen, wenn sie notwendig ist.
Diana Kerzbeck.

Trauma- und Hypnosetherapeutin
Heilpraktikerin für Psychotherapie
NLP-Master und Practitioner
Ausbilderin Heilpraktiker für Psychotherapie
Kaiser-Wilhelm-Str. 14
32257 Bünde
05223-9769973

Seit 2010 arbeite ich freiberuflich, selbständig im Bereich Psychotherapie. Vorher war ich beinahe 20 Jahre in einem Großkonzern als Leitung für Training und Qualitätsmanagement zuständig. Mein Mann (Dipl. Psych. Ulrich Kerzbeck) und ich, arbeiten zusammen in unserem eigenen Institut im „Trauma Institut Bünde“. Miteinander möchten wir die Versorgung der traumatisierten Menschen im Gebiet Ostwestfalen verbessern. An manchen Tagen möchten 10 Leute auf die Warteliste von meinem Mann, die schon 1 Jahr beträgt. Zunehmend kommen Menschen zu uns, die nicht nur „akut“ sondern „komplex“ traumatisiert sind und unter entsprechenden Persönlichkeitsstörungen und schweren Folgestörungen leiden. Diese Menschen benötigen oft jahrelange, fachliche, therapeutische Unterstützung. Aus diesem Grund bilde ich mich regelmäßig weiter und habe hohe Ansprüche an mein Wissen und Können. Folgende Techniken kommen zur Anwendung: EMDR, KTE, IRRT, EFT, NLP, kognitive Umstrukturierung, PME nach Jacobsen, Hypnose, Stabilisierungstechniken, etc. Die Krankenkasse zahlt diese Leistungen bei einem Heilpraktiker f. Psychotherapie leider nicht, daher bin ich auf Privatzahler angewiesen. Aber „jeder“ darf sich sein „Erstgespräch“ kostenlos abholen, was auch vielen Menschen bereits geholfen hat. Ich liebe meinem Beruf, den ich als Berufung ansehe, denn wenn es möglich